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S02A11 - ALPEN AUSREITEN - Österreich, Italien (& Schweiz)

Wow. Wooow. Wooooooow. Was für Landschaften. Was für Straßen. Unendliche Kurven. Jetzt noch die Bilder einfügen und fertig wäre der Bericht. Leider habe ich es wieder nicht geschafft, täglich etwas über die Tour aufzuschreiben, nicht mal Stichpunkte. Obwohl ich sogar die Bluetooth-Tastatur dabei hatte, neben einigen anderen unnützen Dingen. Aber dazu später.

Tag 1 - Anreise nach Dachau

350km Regen. Und eine schöne letzte, sonnige und kurvige Stunde nach Dachau rein. Ursprünglich wollte ich aus Hessen ohne die Benutzung der Autobahn nach Dachau fahren. Aber das habe ich nach ca. 80 km wetterbedingt abblasen müssen. Kurvige Strecken oder Landstr. sind nix für Regenwetter, da sollte man eher den direkten Weg ich Richtung der Tagesdestination wählen.

Das einzige was mir positiv aus den ersten zwei Stunden in Erinnerung geblieben ist, war der alte Mann, der mich beim Stop am Geldautomaten in irgendeinem Kaff auf meine Reise angesprochen hat und nach kurzem Benzin-simpeln mir mit funkelden Augen und Klaps auf den Arm eine gute und sichere Reise gewünscht hat. Ein sehr schöner Moment!

Kurz danach ein nicht ganz so schöner Moment mit meinen wasserdichten (Winter-)Handschuhen ohne festgenähtes Innenfutter. Durch den Dauerregen waren meine Hände feucht und klamm, so dass ich nicht mehr in die Handschuhe hinein gekommen bin. Im Nachhinein ärgere ich mich darüber, die Handschuhe einfach neben der Straße liegen gelassen zu haben. Vielleicht freut sich jemand anderes darüber, sollten sich jemals das Innenfutter wieder entknoten lassen. Also zum nächsten Polo nach Aschaffenburg um neue wasserdichte und tourentaugliche Handschuhe zu kaufen. Normalerweise bin ich von Polo nicht überzeugt, aber die vermeintliche Not hat mich in den Laden getrieben. Lustiger- oder Dummerweise, habe ich beim Verlassen des Geschäfts direkt gegenüber einen Louis Store gesehen. Dieses mal bin ich aber auch bei Polo freundlich und kompetent beraten worden. Leider war ich so gestresst, dass ich mich zu schnell für ein Paar Handschuhe entschieden habe, aber vielleicht weiten sich die Dinger auch noch bei häufigerem Gebrauch, die sind nämlich ziemlich eng... aber dafür absolut wasserdicht!

Nach ca. 350 km Autobahn mit viel Regen bin ich schließlich auf die Landstraße abgebogen und habe die letzte Stunde sehr schönes Wetter und nette kurvige Straßen genießen können.

In Dachau angekommen wurde Möppi in die direkt gegenüber von meiner Schlafgelegenheit gelegene Tiefgarage untergebracht, Koffer in das Gästezimmer gebracht, umgezogen und mit Andreas, Alex + Ehefrauen/Freundinnen zum Feierabend -Bier und Abendessen in die sehr schöne Dachauer Altstadt abgedampft.

Tag 2 - Alpenüberquerung nach Kaltern

Für mich hätte es durchaus früher Richtung Berge losgehen können. Aber natürlich ist nicht jeder so ein Frühaufsteher wie ich. Also starteten wir gegen 11:30 Uhr aus München Ottobrunn bei Alexander Richtung Süden, Richtung Motorrad Eldorado Alpen. Leider sind wir nicht, wie ursprünglich abgesprochen, über die alte mautfreie Brennerpass-Straße gefahren, die wäre ich ziemlich gerne entlang gedüst. Alex hat ein gutes Tempo vorgelegt mit seiner 1200er GS, und ich musste mir schon früh selbst eine Bremse verpassen, um mich nicht von der Geschwindigkeit mitreißen zu lassen. Das war am Anfang recht unangenehm aber mit der Zeit ging es immer besser. Musste er eben immer warten, wenn wir nicht hinterhergekommen sind.

Erstes absolutes Highlight der Tour: das Timmelsjoch. Was für eine Aussicht.

Mein erster "richtiger" Pass und mein erstes richtiges "Joch". Dass die Bezeichnung "Joch" für eine Bergüberquerung steht, war mir vorher gar nicht so klar, jetzt weiss ich aber, dass ich noch ganz viele Jochs mehr überfahren möchte!

Das war schon ein absolutes Highlight nach meinem Geschmack.

Kurz vor Einbruch der Dunkelheit sind wir schließlich in Kaltern angekommen, schnell das Ferienappartment bezogen und pflichtbewusst die Kette geschmiert. Dafür hatte ich den "Liftstick" dabei - hätte nicht gedacht, dass er sich so einfach einsetzen lässt. Cooles Tool.

Dann per pedes in die Kalterner Innenstadt auf die Suche gemacht nach einem kühlen Getränk und etwas zu essen (siehe: "Monster-Calzone)

Tag 3 - Laggio di Garda

So im Nachhinein gesehen war dieser Tag der schwächste aller fünf.

Angefangen hat es stark mit dem wirklich schönen Mendelpass und einem wahnsinnig leckeren Croissant plus Milchkaffee auf dem "Gipfel" nach dem Pass. Aber danach war es leider nicht mehr so schön.

Möglichweise war die Strecke falsch gewählt, denn wir sind nicht die vermeintlich schönere bergige Westseite angefahren, sondern am Ostufer des Gardasees angekommen. Die autobahnähnlichen Schnellstraßen haben zwar für gute Kühlung gesorgt, waren aber sehr langweilig und langwierig zu fahren. Es war extrem heiß, und der Gardasee war in meiner damaligen subjektiven Momentaufnahme sehr touristisch und hat mir eher nicht gefallen.

Faireweise muss ich aber dazu sagen, dass es auch nur ein kleiner Fleck war, den ich dort gesehen und erleben konnte.

Auf dem Weg zurück nach Kaltern sind wir dann einige Berg-Dörfer durchquert, nachdem wir zuerst mit 30-40 km/h in eine ewigen Kollone Richtung Norden vom Gardasee weggefahren sind. Halsbrecherische Manöver der hiesigen Motorradfahrer inbegriffen.

Auf dem Rückweg habe ich mich dann entschlossen, mit eigenem Tempo und Ryhtmus ab Sonntagmorgen weiterzufahren. Auch wenn das aus Sicherheitsaspekten gefährlich war, denn es wartet niemand auf dich und schaut nach dir, wenn du alleine unterwegs bist. Und wenn du einen Unfall hast, musst du erst einmal gefunden werden im schlimmsten Fall. Da aber mein Vorschlag zum Stilfzer Joch zu fahren bei Andreas und Alex eher keine Resonanz hervorgerufen hat und ich keine Lust hatte, den gleichen Weg nach Hause zurückzufahren, war meine Entscheidung getroffen. Also abends im Appartment alles fertig ge- und verpackt, ein irres Champions- League Finale zwischen Liverpool und Real Madrid geschaut und früh ins Bett, damit es morgens direkt los gehen konnte.

Tag 4 - Traumhaft: Pässe und zurück nach D zum Bodensee

06:30 Uhr Aufstehen und um kurz vor Acht, wenn ich mich richtig erinnere, war alles auf dem Moped montiert und es konnte losgehen.

Der Mendelpass war so schön, ich musste ihn nochmal hoch und runter fahren und auch das Foto nachholen, was ich in der Gruppe nicht machen konnte.

Nächster Stop: Stilfzer Joch. Zwei Wochen vor der Reise ist dort ein Stück Straße abgerutscht, aber da Google Maps mich trotzdem die Kehren hochgeschickt hat, und ich auch sonst keine Indikation für eine Sperrung googlen konnte, habe ich mich auf den Weg gemacht.

Die Bezahlautomaten der Tankstellen auf dem Weg hatten dort leider meine EC und Kreditkarten nicht akzeptiert, so musste ich im Supermarkt noch Geld wechseln. Die letzte Tankstelle vor dem Pass wurde mir dann noch vor einem Einheimischen ans Herz gelegt. Ich wäre, glaube ich, auch ohne Tankstop hoch und runter gekommen, aber wir wollen es ja nicht zu sehr herausfordern.

Der Weg zum Stelvio war dann tatsächlich noch viel besser, als ich es mir vorgestellt habe. Was für eine Szenerie!

Bei der Auffahrt war ich noch der Meinung, es handelt sich um den zweithöchsten befahrbaren Bergpass, was aber nicht stimmt, es ist "nur" der viert-höchste [1. Ötztaler Gletscherstrasse (Tiefenbachferner, Rosi-Mittermaier-Tunnel) 2.835m; 2. Cime de la Bonette (Schlaufe oberhalb Col de la Bonette) 2.802m; 3. Col de l'Iseran 2.770m; 4. Stilfser Joch (Passo dello Stelvio) 2. 758m; Quelle]

Total egal, es war einfach grandios und unbeschreiblich. Jetzt in diesem Moment, wo ich tippe, habe ich die Videoaufnahmen von der Fahrt Hoch zum Joch noch nicht gesehen. Ich hoffe sehr, dass ein Bruchteil des Adrenalins, welches durch meinen Körper gepumpt wurde, aus den Aufnahmen und meinen Kommentaren spürbar ist.

Zum Vergleich: der Mendelpass hatte 15 Kehren bis nach oben bzw. nach unten. Um zum Stilfzer Joch nach oben zu kommen muss man durch 48(!) Kehren fahren. Und viel Platz hat man da nicht... die erste Kehre hatte ich sogar so richtig verkackt, mit der Zeit ging es dann immer besser um die Kurven rum, so dass ich unbeschadet oben angekommen bin und auch sicher wieder zurück fahren konnte. Eine Wahnsinns-Erfahrung!!!

(Ich lasse hier mal einen Platzhalter für das Video)

Nach einer kurzen Pause oben am und mit "Passo Stelvio"-Aufkleber sowie kleinen Mitbringseln für die Kids eingedeckt, gings weiter richtung Nord-Westen. Ich weiss gar nicht mehr genau, ob ich an diesem Zeitpunkt schon Konstanz als Tagesziel für mich ausgemacht hatte, jedenfalls wollte ich mal abenteuerlich sein und nicht wissen, wo abends gepennt wird.

Reschenpass und Vorarlberg waren nochmal zwei Passknackerpunkte, die ich gerne auf dem Weg mitgenommen habe. Über den Passknacker-Aufkleber habe ich mich richtig gefreut. So sehr anscheinend, dass ich ungewollt meinen auf ihn drauf geklebt habe... sorry!

Der Plan war gegen 18:00 Uhr in Konstanz am Bodensee anzukommen und in Ruhe nach einer günstigen Übernachtungsmöglichkeit zu suchen. Um den direkten und schnellsten Weg fahren zu können, habe ich mir noch eine erschwingliche 10 Tages -Vignette in Österreich gekauft. (Aktuell eine schöne Erinnerung an meiner Front-Scheibe... obwohl ich auch extra einen Vignetten-Halter für die Stoßdämpfer gekauft habe...)

Das gleiche wollte ich in der Schweiz machen, aber die wollen tatsächlich 35 Euro haben für die Jahres-Vignette, und es gibt keine Wochen/Monats-Alternative. Das war selbst mir zu viel Geld also weiter auf Landstraße. 30 oder 50 oder vielleicht noch mehr Kilometer durch Industrie- und Gewerbegebiete war angesagt. Alles andere als schön. Gegen 18:30 Uhr bin ich Konstanz angekommen, schnell ein süßes, kleines Hotel gegoogelt, angerufen, hingefahren und Mopete im Innenhof abgestellt. Eigentlich wenig abenteuerlich, trotzdem sehr angenehm. Packzeug abmontiert, ins Zimmer, schnell noch Kette im Innenhof gefettet und ab in die Dusche.

Dieser Abend im Hafen von Konstanz war dann wirklich verdammt schön auf der einen Seite, aber auch sehr schade, dass ich diese Momente mit niemanden wirklich teilen konnte. (Zum Glück gibt es Handys...) Also noch ganz toll am Hafen gegessen und spazieren gegangen, ein leckeres Eis für den Heimweg und hab ins Bett, wollte ja am letzten Tag auch wieder früh los.

Tag 5 - Quer durch den Schwarzwald und nach Hause

Tolles Frühstück! Ich liebe ja English Breakfast. Einfach stark. Der Plan für heute war dieses mal nicht direkt vom Bodensee über die Autobahn nach Hause wie letztes Jahr. Dieses schlechte Gewissen wollte ich nicht haben, auch wenn die vier Tage Motorradfahren beim Aufsteigen auf das Zweirad an diesem letzten Tag schon deutlich zu spüren waren.

Zum ersten Punkt im Schwarzwald habe ich mich aber dann noch so schnell wie möglich über Autobahn & Co leiten lassen. Müsste in der Nähe von Offenburg gewesen sein, wo ich in die schöneren Kurven der Region eingetaucht bin und durch Werbeplakate darauf aufmerksam wurde, dass ich mich in der Nähe von Touratech in Niedereschach befinde. Dort wollte ich ja schon immer mal vorbei und die Möglichkeit, meine bereits feuchtgeschwitze und am Allerwertesten reibende Unterhose durch Funktionsunterwäsche zu ersetzen war im Nachhinein gesehen eine top Idee.

Mittagessen im Schwarzwald suchen und finden und bei Rastatt auf die Autobahn und zurück zu den Lieben stand jetzt auf dem Programm. Das Wetter hat mich auch wieder nicht im Stich gelassen und was für ein Zufall, dass ich meim Mittagessen entdecke, in einem Tourenfahrer-Partnerhotel eingekehrt zu sein.

Ich glaube mich zu erinnern gebratene Maultaschen bestellt zu haben, es kamen aber gekochte. War trotzdem sehr lecker!

Die letzten Kilometer haben erwartungsgemäß keinen Spaß gemacht und waren kurz vor der Haustür auch wirklich schmerzhaft im Gesäß. Alles in allem war es wunderschön! Ich habe mich wieder tourentechnisch gesteigert und Plätze besucht, von denen ich vor ein paar Jahren nur geträumt habe. Insgesamt waren es 2.030 Kilometer und ich hoffe sehr, überall wo ich einen Ausreiter-Aufkleber angebracht habe, irgendwann nochmal vorbei kommen zu dürfen!

Mein kleines Fazit

- ZUR ERINNERUNG für Reisen nach Süd-Tirol! Tolle, günstige, saubere Unterkunft in Kaltern mit sympathischer Besitzerin Heidi!

- Lektion Nr. 1:

Bei schlechtem Wetter: nimm' den direkten Weg. Bei Regen sind kurivge Strecken nicht schön zu fahren.

- Lektion Nr. 2:

Die Gruppe muss passen. Nicht nur motorradfahrerisch sondern auch für alles anderer drumherum.

Kein Vorwurf an die Tourenplanung (und auch nicht an Dich, Alex, solltest Du das lesen!) Gibt man diese Verantwortung ab, darf man sich am Ende auch nicht beschweren.

- Lektion Nr. 3:

Keine Handschuhe ohne festgenähtes Innenfutter kaufen.

- Lektion Nr. 4:

Pro Tag/Tour nicht mehr als 300km bzw. 5-6 Stunden je nach Wetter, Temperatur und Intensität einplanen. Wenn abends keine Energie mehr da ist, um Inhalte für das little moped diary zu erfassen, war es zu viel und zu lange auf dem Möp. Und die Zeit, die Natur und die gesamte Szenerie zu verarbeiten sollte man sich auch gönnen. An meinen ersten Tag zu Hause habe ich gespürt, welche mentale Anstrenung auch mit so einer Tour verbunden ist.

An dieser Stelle noch ein VERDAMMT DICKES DANKESCHÖN an meine Kawasaki!!! Du hast mich ohne jegliche Probleme über die Alpen, durch jede Kurve und zurück zu meiner Familie gebracht. DANKE! Bleib' bitte weiterhin so zuverlässig und ich vespreche auch weiterhin, Dich defensiv und mit Köpfchen durch die Kurven zu legen.

Das war es dann mit größeren Ausritten 2018, mal sehen was wir 2019 so machen... ich habe da ja schon eine Idee... #lesalpesdhuez....


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